Rauchen in der Schwangerschaft und Stillzeit

Rauchen in der Schwangerschaft und Stillzeit

Rauchen in der Schwangerschaft und Stillzeit

Ein Gast-Blogbeitrag von Lina, einer unserer Expertinnen

‍Lina (Sprachtherapeutin B.Sc., IBCLC, Stillspezialistin, EFNB) hat eine private Praxis für frühkindliche Ernährung, Stillberatung, Beikostberatung, Familienkostberatung und Logopädie. Sie bietet familienorientierte Beratung, Begleitung und Therapie an.

 

Unbestreitbar sollte jede Frau dabei unterstützt und ermutigt werden mit dem Rauchen aufzuhören. Besonders in der Schwangerschaft und Stillzeit. Nichtsdestotrotz sollten Frauen, die dies nicht tun, über den Umgang und die Risiken aufgeklärt werden und warum unter Umständen Frauen nicht zum Abstillen geraten werden sollte.

Unabhängig davon, ob gestillt oder die Flasche gegeben wird, wird durch das Rauchen der Mutter das Risiko für SIDS (plötzlicher Kindstod) oder Atemwegserkrankungen erhöht.
Während des Stillens gelangen Nikotin und andere giftige Chemikalien, die sich in Zigaretten, E-Zigaretten, bzw. jeglichen Tabakprodukten befinden, über die Muttermilch zum Baby. Diese können wichtige Bestandteile der Muttermilch beeinflussen. Trotzdem zeigt sich, dass Babys die gestillt werden obwohl ihre Mütter weiter rauchen, weiterhin gesundheitlich mehr von der Muttermilch profitieren, als wenn die Mutter aufhören würde zu stillen, Formula geben und weiter rauchen würde.

Die American Academy of Pediatrcis sagte dazu “One study reported that, among women who continue to smoke throughout breastfeeding, the incidence of acute respiratory illness is decreased among their infants, compared with infants of mothers who bottle fed. It may be that breastfeeding and smoking is less detrimental to the child than bottle feeding and smoking.” – „Eine Studie zeigte, dass bei Babys, deren Mütter weiter geraucht haben, die Häufigkeit von akuten respiratorischen Krankheiten geringer war, als bei Babys, die Formula bekommen haben. Es scheint, als sei Stillen und rauchen weniger schädlich für das Kind, als Formula und rauchen.“ (2001; Übersetzt von der Autorin).

  • Trotz der Belastung der Muttermilch wird also auch rauchenden Frauen weiterhin zum Stillen geraten.

 

Nikotingehalt in der Muttermilch

Der Nikotingehalt ist in der Muttermilch 3x höher als im Blutplasma der Mutter.

 

Einflüsse auf die Milchbildung

Es kann zu einer verringerten Milchproduktion und verlängerten Stillzeiten beim Baby kommen. Dies kann dazu führen, dass das Baby signifikant weniger Muttermilch zu sich nimmt, als es eigentlich sollte. Unter anderem kann dies mit der Einschränkung des Milchspendereflexes bei starkem Tabakkonsum zusammenhängen.

 

Einflüsse auf das Baby

Zunächst kann sich der Geschmack der Muttermilch verändern und wie schon oben angesprochen, verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch, wodurch die protektiven Faktoren nicht mehr so wirken können, wie sie sollten. Bei hohem Tabakkonsum kann es zudem beim Baby zu Unruhezuständen, eingeschränkten Saugvermögen, Erbrechen oder Durchfall kommen.

Was immer nicht vergessen werden darf, sind die Risiken beim second-hand oder third-hand smoking, die auch weiterhin bestehen, sollte die Mutter abstillen, aber weiter rauchen.

 

Second-Hand-Smoking

Auch Passivrauchen genannt, beschreibt das Einatmen von Tabakrauch aus der Umgebungsluft. Dieser gelangt durch das Ausatmen während des Rauchens und dem Qualm von der Zigarette in die Luft.

 

Third-Hand-Smoking

Hierbei gelangen Rückstände und Rauchbestandteile von Oberflächen wie Haaren, Haut, Kleidung, Möbeln o. ä. zu den Kindern. Über die Haut des Babys oder wenn es die eigenen Hände oder andere Dinge in den Mund nimmt, gelangen diese teils giftigen Bestandteile in den Organismus. Diese Stoffwechselprodukte können bei Kindern im Urin nachgewiesen werden, wenn ein:e Raucher:in im selben Haushalt wohnt.

 

Wenn also eine Mutter nach ausreichender Aufklärung sich dafür entscheidet weiter zu rauchen und weiter zu stillen, sollten folgende Dinge beachtet werden, um ihrem Kind so wenig wie möglich zu schaden.

  • 4-6 Monate ausschließlich stillen und unter der Beikost weiter zu stillen
  • So wenig wie möglich zu rauchen. Hier zählt jede Zigarette.
  • Nach dem Stillen zu rauchen. Idealerweise liegen zwischen dem nächsten Stillen und dem Rauchen mind. 2 Stunden. Nach ca. 95 Minuten hat sich die Konzentration in der Muttermilch ungefähr halbiert.
  • Nur draußen und in keinem geschlossenen Raum rauchen.
  • NICHT in der Gegenwart des Babys rauchen.
  • Nach dem Rauchen Hände und Gesicht gründlich waschen.
  • Extra Kleidung zum Rauchen anziehen und nach dem Rauchen wieder ausziehen.
  • Das Baby nicht mit im eigenen Elternbett sondern in einem Beistellbett o. ä. schlafen lassen.

 

Weitere Informationen rund ums Stillen und deine individuelle & selbstbestimmte Stillbeziehung findest du in unserem Still-Guide.

 

Quellen:

La Leche League

CDC

DKFZ

Kinderärzte im Netz

Marta Napierala, Jan Mazela, T. Allen Merritt, Ewa Florek, (2016). Tobacco smoking and breastfeeding: Effect on the lactation process, breast milk composition and infant development. A critical review,Environmental Research, Volume 151, 2016, Pages 321-338, ISSN 0013-9351,https://doi.org/10.1016/j.envres.2016.08.002.

Mennella JA, Yourshaw LM, Morgan LK. Breastfeeding and smoking: short-term effects on infant feeding and sleep. Pediatrics. 2007;120(3):497-502. doi:10.1542/peds.2007-0488