Vom Stillen zur Beikost

Vom Stillen zur Beikost

Vom Stillen zur Beikost

Viele frischgebackene Mamas und Papas haben bestimmt reichlich Fragen rund um das Thema „Stillen“ und den Übergang zum Essen und Trinken nach Beendigung der Stillzeit. Welche Reflexe hat ein Baby gleich nach der Geburt und wo können Eltern helfen und Hilfestellung leisten?

Falls ihr euch auch schon einmal gefragt habt, wie das alles eigentlich funktioniert, ist dieser Blogpost für euch!

 

Das Stillen – mehr als reine Nahrungsaufnahme

Kommt ein Baby termingerecht zur Welt, findet die Brust der Mama dank des angeborenen Rooting-Reflexes (Suchreflex) nahezu alleine in den Mund des Kindes. Der ebenfalls angeborene Saug-Schluck-Reflex macht es möglich, dass das Baby sofort saugen und schlucken kann.

Im 3. bis 4. Lebensmonat werden diese frühkindlichen Reflexe langsam integriert.

Keine Sorge: auch wenn die frühkindlichen Reflexe nicht mehr aktiv sind, haben Babys in der Zwischenzeit gelernt, wie sie zur Brust kommen und was zu tun ist.

Mehr zu den „frühkindlichen Reflexen“ findet ihr in unserem LIVE-Talk mit Lisa von Logosaurus.

Das Stillen ist jedoch mehr als die reine Nahrungsaufnahme: Durch den engen Hautkontakt zwischen Mutter und Kind werden Hormone wie das Oxytocin ausgeschüttet. Oxytocin – auch als das Kuschelhormon bekannt – fördert nicht nur die Mutter-Kind-Bindung, sondern auch die Verdauung des Babys. Das Saugen an der Brust hat außerdem den Vorteil, das Kind zu beruhigen und mitunter sogar einschlafen zu lassen.

Logopädin und Stillberaterin Lina von Stillbar Hamburg hat bereits einen Blogartikel über die Regulation und das Stillen geschrieben: Blogpost "Regulation".

Hier findet ihr den LIVE-Talk mit Lina zum Thema "Regulation".

Im Gegensatz zu mit der Flasche ernährten Kindern beenden gestillte Kinder ihre Stillmahlzeit selbst, ohne dass kontrolliert werden kann, wie viele Milliliter das Kind getrunken hat. Genau deshalb gilt es zu beachten, dass das Kind nach Bedarf gestillt wird und nicht nach der Uhr.

Beikost: Wann, wie und was?

Die WHO empfiehlt, Kinder etwa in den ersten 6 Monaten ausschließlich zu stillen und dann mit der Beikost zu starten. Zu diesem Zeitpunkt ist der Saug-Schluck-Reflex nicht mehr aktiv und das Baby schiebt den Löffel auch nicht mehr mit der Zunge aus seinem Mund heraus.

Neben der Beikost-Einführung soll nach Angaben der WHO weiter gestillt werden: nach Bedarf bis zum Ende des 2. Lebensjahres und darüber hinaus, wenn Mutter und Kind das möchten.

Mehr von der WHO zum Thema „Stillen“: WHO-Empfehlungen

Zu diesem Zeitpunkt (mit etwa 6 Monaten) hat das Kind bereits begonnen, seinen Mund zu erforschen. Die sogenannte „orale Exploration“ bereitet den Mund des Kindes auf die feste Nahrungsaufnahme vor. Gleichzeitig wird auch die Hand-Augen-Mund-Koordination geübt und mit dem Mund und den Händen Gegenstände nach Härte, Form, Größe, Temperatur und Konsistenz abgetastet.

 

Der Startschuss für die Beikost

Es gibt eine Vielzahl von Empfehlungen, ab wann die Beikost - egal, ob Brei oder Baby Led Weaning (also feste Nahrung) - eingeführt werden soll.

Da sich jedes Baby in seinem Tempo entwickelt, möchten wir keine starren Altersangaben machen, sondern euch die "Reifezeichen" erklären, an denen ihr erkennen könnt, ob euer Kind bereit für die Beikost ist.

  • Das Kind kann mit minimaler Unterstützung auf dem Schoß der Eltern sitzen. Es muss noch nicht alleine frei sitzen können, aber vor allem seine Kopfhaltung kontrollieren können. Ihr solltet das Baby auch nicht in eine Schale oder Aufsatz für den Hochstuhl setzen, in dem es flach oder schräg liegt. Habt ihr schon mal im Liegen auf dem Rücken gegessen? Ganz schön schwierig, vor allem, wenn man gerade dabei ist, das Essen erst zu lernen!
  • Das Kind kann selbst das Essen mit den Fingern zum Mund führen. In der Regel hat es genau das vorher schon geübt: die sogenannte "orale Exploration", bei der das Baby die Hand-Mund-Augen-Koordination übt, hat bereits vor dem Beikost-Start begonnen. Die Kinder nehmen in dieser Phase nahezu alles in den Mund und betasten es sowohl mit Zunge und Lippen als auch mit den Händen.
  • Die Zunge schiebt das Essen nicht mehr nach vorne heraus. Das bedeutet, dass der Saug-Schluck-Reflex nicht mehr aktiv ist. Ist er noch aktiv, müsst ihr mit der Beikost noch warten!

 

So sieht übrigens der Saug-Schluck-Reflex aus, wenn er noch aktiv ist!

Das Baby in dem Video saugt an einem SAUGTRAINER und nicht an einem Beruhigungssauger!!!

Beikost ist nicht gleich Breikost

Mit der Einführung der Beikost kommen zwei weitere spannende Aspekte in die Erlebniswelt des Babys: Geschmack und Geruch. Und egal, ob mit Brei oder fester Nahrung gestartet wird: beides muss das Baby erst lernen!

Beim Stillen benötigt das Kind zunächst das sogenannte „Saug-Schluck-Muster“ (zu Beginn reflektorisch, später wird das Saugen absichtsvoll und das Schlucken bleibt (bestenfalls) ein Leben lang ein Reflex), beim Essen von fester Nahrung erlernt es dann das „Kau-Schluck-Muster“.

Wird ein Kind über einen langen Zeitraum mit Brei ernährt, hält dies das Saug-Schluck-Muster aufrecht, da Brei eine ähnliche Konsistenz wie Muttermilch hat.

Deshalb empfehlen wir eine Mischung aus Brei (wenn gewünscht) und fester Nahrung, damit sich das Kau-Schluck-Muster auch entwickeln kann.

Schnabeltassen oder Gläser?

An diesem Entwicklungsmoment angekommen, können Kinder jetzt auch lernen, aus einem Glas zu trinken. Zu diesem Zeitpunkt brechen die ersten Schneidezähne durch und die Zunge orientiert sich Richtung Gaumen.

Mit großer Wahrscheinlichkeit müssen die ersten Trinkversuche mit dem Glas noch von den Eltern unterstützt werden, aber mit der Zeit wird das Kind es schaffen, selbstständig aus dem Glas oder einem Becher zu trinken.

Schnabelbecher oder Becher mit Saugrand sind in der Regel nicht notwendig, können aber für unterwegs eine gute Hilfe sein. Sie sollten allerdings nicht im Dauergebrauch sein, da sie eher das Saug-Schluck-Muster unterstützen, bei dem sich die Zunge nach vorne orientiert. Das gleiche gilt auch für das Trinken mit dem Strohhalm: auch mit diesem orientiert sich die Zunge eher nach vorne. Deshalb sollte das Trinken mit dem Strohhalm auf ein Minimum reduziert oder ganz weggelassen werden.

Besser für die Entwicklung des Mundes sind daher Gläser und Becher – und ein bisschen Geduld von euch Eltern.