Was versteht man unter Regulation?
Regulation bedeutet, dass im menschlichen Körper Vorgänge, wie zum Beispiel Temperatur, Atmung oder Blutdruck, geregelt werden. Darunter fällt auch die Anpassung an wechselnde Bedingungen der Umwelt. Und sprechen wir in diesem Zusammenhang von der Selbstregulation, geht es noch einen Schritt weiter: es bedeutet, dass störende Faktoren, wie äußere Reize, selbst reguliert werden können.
Wie entwickelt sich die (Selbst-) Regulation?
Sich selbst zu regulieren ist eine zentrale Fähigkeit, die im Rahmen der frühkindlichen Entwicklung erlernt werden muss. Eine der ersten Aufgaben eines Säuglings ist es, die eigenen körperlichen Abläufe kennenzulernen, anzupassen (z.B. Körpertemperatur) und das eigene Verhalten dann, entsprechend der kognitiven, emotionalen und sozialen Entwicklung, der jeweiligen Situation anzupassen. In der Neugeborenenzeit sind es z.B. der aufmerksame Wachzustand, das ruhige Schlafen und der Übergang zwischen den beiden, sowie das Hunger- und Sättigungsgefühl. Im zweiten Halbjahr des ersten Lebensjahres kommt das Verlangen nach Autonomie dazu. Durch die eigenständige Fortbewegung muss das Kind nun auch immer mehr mit physikalischen und sozialen Grenzen zurechtkommen. Dadurch entsteht immer häufiger Frustration, aber auch das Bedürfnis nach Nähe.
Wie können Eltern unterstützen?
Die Aufgabe der Eltern besteht darin, ihre Kinder in dieser Entwicklung bestmöglich zu unterstützen und dort co-regulativ einzugreifen, wo die selbstregulativen Fähigkeiten noch nicht ausreichen. Zum Beispiel, wenn Eltern die Müdigkeitssignale ihres Babys wahrnehmen und durch Nähe unterstützen. Das Baby lernt mit der Zeit die eigenen Gefühle einzuordnen und selbständig regulierend darauf zu reagieren.
Die evolutionär natürliche Form der unterstützten Regulation findet durch den gehäuften Körperkontakt (Tragen, Bedding-In) und das Stillen statt. Beim Stillen nach Bedarf werden unterschiedliche Bedürfnisse erfüllt. Nähe, Hunger, Beruhigung. Es unterstützt zudem die Entwicklung des Hunger- und Sättigungsgefühls beziehungsweise ist eine Form der Selbstregulation, da der „Störfaktor Hunger“ beseitigt werden kann. Durch das Stillen ist auch die Oxytocinausschüttung höher als bei Flaschenernährten Babys. Dieses „Kuschelhormon“ trägt maßgeblich zur Entspannung bei. Es wird generell vermehrt ausgeschüttet, je mehr Haut-zu-Haut-Kontakt besteht.
Individuelle Bedürfnisse
Jedes Baby hat individuelle Bedürfnisse und auch Hunger und Sättigung empfindet jedes Baby anders. In den ersten Wochen ist das Stillen somit der ideale Weg zur unterstützten (Selbst-)Regulation. In dieser Zeit ist das regelmäßige Stillen zum Aufbau und Etablieren der Milchbildung besonders wichtig. In der gesamten Stillzeit spielen das Saugen, die Hormone und der dichte Körperkontakt bei der Regulation eine wichtige Rolle.
Nun besitzen aber auch Babys ein unterschiedliches Saugbedürfnis. Manche Babys stillen 10 Minuten und sind mit ihrer Mahlzeit fertig und benötigen nicht regelmäßig mehr „Saugzeit“. Andere sind zwar schnell satt und haben ihren Hunger gestillt, aber das Bedürfnis weiter zu saugen besteht und das lange und häufig am Tag. Diese Kinder benötigen diese Form der Co-Regulation, um sich in dieser neuen, lauten Welt zurechtzufinden. Im Idealfall sollte das Saugen an der Brust nicht von außen beendet werden. Denn Saugen aktiviert Beruhigungsreflexe im Körper. Besonders in den ersten Wochen kann es aber bei extrem häufigem Stillen auch sinnvoll sein, die Milchbildung und die Milchübertragung zu kontrollieren.