Wenn der Mund immer offen steht …

Wenn der Mund immer offen steht …

Wenn der Mund immer offen steht …

In den letzten Monaten war ich viel mit Leon unterwegs, habe mit einigen Therapeuten*innen und Ärzten*innen gesprochen – und auch mit euch Eltern! Die erste Frage war dann meist: „Und was machst du so?“ Mit meiner Antwort auf diese Frage falle ich mit unserem Thema >>MUND<< schnell auf.

Warum ist es denn so schlimm, wenn der Mund immer offen steht?

Als ich am Anfang bemerkte, dass das Thema Interesse weckt, war ich begeistert und hat nicht nur mich, sondern auch das Team motiviert, weiter zu machen. Ich komme in vielen Gespräch schnell an einen Punkt mit vielen Fragezeichen, darunter einem großen: „Warum ist es denn so schlimm, wenn der Mund immer offen steht?“ Schlimm ist es erstmal nicht. Für die Entwicklung und Gesundheit ist es eben nicht optimal!

An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich mich als Logopädin in diesem Blog, auf der Website oder auf Social Media oft aus meiner Komfortzone bewege. Ich drücke vielleicht nicht alles perfekt und diplomatisch aus, dafür spreche ich aber, genauso wie Kiki, mit meinem Herzen und verfolge ein Ziel: ein unberührtes Thema auf den Tisch zu bringen – mit möglichst anschaulichen Beispielen und wenn es sein muss, auch mit Überspitzungen.

Die Mundatmung

„Warum ist es denn so schlimm, wenn der Mund immer offen steht?“ – Wenn der Mund offen steht, atmen wir meistens auch durch den Mund, das ist dann die sogenannte „Mundatmung“. Diese ist auch das Hauptthema für unser Mitmachbuch! Mit der Mundatmung oder der offenen Mundhaltung kann (!) die Entwicklung des Mundes aus dem Gleichgewicht fallen. Das möchten wir frühestmöglich vermeiden und haben daher das Mitmachbuch und die Lern-App für alle (!) Kindergartenkinder entwickelt, denn genau in diesem Zeitfenster passiert in der Entwicklung sehr viel!

Wenn ihr vielleicht schon einmal nach „Kind hat den Mund offen“ gegoogelt habt, dann werdet ihr wahrscheinlich einige Seiten finden, auf denen beschrieben ist, dass dies nicht gesund ist. Ich möchte hier betonen, dass die Folgen jedoch nicht immer nur Zahnfehlstellungen oder Sprechauffälligkeiten sind. Das ist zwar das, was wir am einfachsten erkennen, aber nicht alles, was beeinflusst wird. Daher gibt es jetzt noch einmal einen kurzen Überblick der möglichen Bereiche, die beeinträchtigt werden können.

Das Atmen durch die Nase ist viel gesünder

Unsere Nase übernimmt tolle Eigenschaften:

Die Nase

  • filtert die eingeatmetete Luft
  • sie erwärmt die eingeatmete Luft
  • sie befeuchtet die eingeatmete Luft
  • führt zu einer um 10 bis 15 Prozent höheren Sauerstoffsättigung des Blutes
  • hilft, einen gesünderen Schlaf zu haben

Die dauerhafte Mundatmung hingegen kann die aufgeführten Folgen mit sich bringen:

Karies

Kinder können bei einer Mundatmung vermehrte Milchzahnkaries bekommen, sodass die Sprechentwicklung, das Schlucken und das Kieferwachstum beeinträchtigt werden können. Ihr findet das spannend? Eine passende Studie dazu gibt’s hier!

 

Starkes Speicheln

Wenn der Mund offen steht, merken wir, dass sich Speichel am Mundbodensammelt. Bei einer dauerhaften Mundatmung funktioniert dieses Spüren (Sensorik) oft nicht schnell genug und der Speichel fließt und fließt. Im Gegenteil können auch der Mund und die Lippenausgetrocknet sein. Wieso diese beiden Symptome auftreten, weißkeiner. Beides ist jedoch auffällig und auf Dauer nicht gesund.

 

Häufigere Erkältungen

Wenn im Winter Viren und Bakterien ihre Hochsaison haben, dann erwischt es uns alle einmal – besonders häufig die Kindergartenkinder. Wenn der Mund aus einer Angewohnheit heraus dauerhaft offen steht, dann heißt es „Herein spaziert!“ zu den Viren und Bakterien, die nur durch die Mandeln im Mund aufgehalten werden können.

Starkvergrößerte Mandeln

Normalerweise ist die Nase für das Reinigen, das Erwärmen und das Befeuchten der Luft zuständig. Wenn jedoch oft durch den Mund geatmet wird, dringen die Viren und Bakterien in den Mund ein und werden dann durch die Gaumenmandeln (rechts und links) abgefangen. Die Mandeln schwellen an und sind dadurch unsere Alarm-Anlage im Mund!

 

Zahnfehlstellungen

Nur knapp 20% der Kieferfehlstellungen sind vererbt! (Frankfurter Zahnklinik, 1989; zitiert im Buch: Schopf, Peter, Curriculum Kieferorthopäde, Band I, 2000, S.71-89). Wenn der Mund zu ist und durch die Nase geatmet wird, liegt die Zunge im Mund und füllt den gesamten Raum aus. So formt sie den Oberkiefer. Bei der Mundatmung liegt die Zunge automatisch schlaff am Mundboden, ist dann häufig zusehen und kann so nicht mehr den Oberkiefer ausformen wodurch die späteren Zähne weniger Platz zum Wachsen haben.

Konzentrations-& Schlafprobleme

Die Nase wandelt die eingeatmete Luft in Stickstoffmonoxid um – je mehrdavon vorhanden ist, umso höher ist die Sauerstoffsättigung im Blut und somit auch im Gehirn. Bei der Mundatmung ist jedoch die Sauerstoffsättigung im Blut deutlich geringer und es kann zu Konzentrations- und Schlafproblemen führen (Mundatmer haben daher oft einen müden und schlappen Gesichtsausdruck). Außerdem kann durch das schlechte Schlafen das Wachstum beeinträchtigt sein.

Wie merke ich denn nun, ob ich durch den Mund oder die Nase atme?

Das ist für die meisten Menschen gar nicht so einfach zu bemerken. Vor allem nicht während des Schlafens. Es gibt Faktoren, die du dich mal fragen könntest: Schnarchst du? Dein Mund ist ständig trocken? Du bist häufig müde? Das können Anzeichen dafür sein, dass du mit offenem Mund schläfst. Gerade Erwachsene klagen bei dauerhafter Mundatmung über Hirnnebel, Brainfog. Es ist wie ein Nebel im Gehirn, der dir die Konzentration raubt und du nicht mehr richtig denken kannst. Du vergisst ständig die einfachsten Sachen und verlierst auch den Blick für das Wesentliche. Unser Schlaf ist wichtig, dient der Erholung und Verarbeitung von Erlebtem.

All diese Bereiche werden oft von einzelnen Expert:innen wahrgenommen und behandelt, allerdings seid IHR es aber, auf die es ankommt. IHR seid die Expert:innen eurer Kinder und auch für euch selbst. Schaut genau hin und beobachtet mit der Frage: Atmet mein Kind nachts oder tagsüber oft durch den Mund?

Bis bald, eure Catja!